INSEKTEN SIND BEDROHT & BESONDERS WERTVOLL

In Deutschland haben wir in den letzten 30 Jahren rund 75 % der Biomasse an Insekten verloren. Dabei sind sie enorm wertvoll: Rund ein Drittel unserer Nahrung verdanken ,wir der Bestäubung durch Insekten. Sie erhalten das Gleichgewicht unserer Ökosysteme und bestäuben über 75 % unserer Wildpflanzen.

„OHNE INSEKTEN ÜBERLEBT DIE MENSCHHEIT NUR NOCH WENIGE MONATE.“

Edward O. Wilson, Insektenforscher

10 GRÜNDE FÜR INSEKTEN

Insekten bestäuben Pflanzen, sind wichtiger Teil der Nahrungskette und für die Wissenschaft äußerst wertvoll – und das ist noch längst nicht alles.

Nur eine vielgestaltige Natur ist auch eine resistente Natur. Als artenreichste Tierklasse tragen Insekten massgeblich zur Biodiversität auf unserem Planeten bei, weil sie den Kreislauf von Ernährung, Verdauung und Verwesung im Gleichgewicht halten. Weil sie Substanzen abbauen, die für andere Lebewesen schädlich sind. Und weil sie Flora und Fauna «anstacheln», mit immer besseren Strategien auf die Intelligenz der Insekten zu antworten.

Nicht nur die fleissigen Bienen, auch Mücken, Fliegen und viele weitere Insekten tragen durch Bestäubung oder Samentransport zur Fortpflanzung der Flora bei. Bis zu 75% unserer Kulturpflanzen und bis zu 90% aller Wildpflanzen sind auf Insekten angewiesen. Diese Leistung ist Geld wert: Experten schätzen zum Beispiel den wirtschaftlichen Nutzen der Bestäubung auf 265 Mia. Euro pro Jahr.

Insekten sind wichtige Elemente der Nahrungskette: Die meisten Vögel, Süsswasserfische, Reptilien und Amphibien sowie diverse Säugetiere sind bei der Ernährung auf Insekten angewiesen. So ernährt sich z.B. der Mauersegler (Apus apus) von mehr als 500 Insektenarten wie Blattläusen, Hautflüglern wie Bienen und Ameisen, Käfern, Fliegen und von Spinnentieren. Fütternde Brutpaare sammeln für ihre Kleintiere pro Tag über 20.000 Insekten. Auch viele Säugetiere ernähren sich von Insekten, wie z.B. Igel. Selbst im Wasser geht es nicht ohne Insekten: Die Nahrung von Süsswasser-Speisefischen besteht bis zu 90% aus Insekten-Larven. Auch Insekten fressen Insekten, was sich die Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft zunutze macht. Über 50 Insektenarten werden heute speziell dafür gezüchtet und gewerblich vertrieben.

Rund ein Drittel aller Nahrungsmittel geht auf die Bestäubung durch Insekten zurück. Obstpflanzen, niederwüchsige Früchte und Gemüse sind ohne Insekten nicht vorstellbar. Ohne Insekten wäre selbst ein Cheeseburger nur ein Brötchen, denn Rinder ernähren sich am liebsten von Futterpflanzen, die von Insekten bestäubt werden. Und wussten Sie, dass Mücken die einzigen Bestäuber des Kakaobaums sind, so dass in jeder Schokolade auch die Arbeit von Insekten steckt? Doch das ist nicht alles: Die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der UNO betrachtet den Verzehr von Insekten als zukunftsreiche Lösung auf dem Weg zu einer nachhaltigeren globalen Ernährung.

Ohne Insekten hätten wir ein großes Hygieneproblem. Was passiert z.B. mit all den Kuhfladen auf unseren Weiden? Insekten, die sich von Kot ernähren, kümmern sich um die Misthaufen. Man nennt sie Koprophagen. Manche Insekten setzen direkt ihre Eier in den Kot und leben dort, andere graben bis zu zehn Zentimeter tiefe Stollen und ziehen mit dem Kot dort ein. Skarabäus-Käfer bringen diesen sogar viele Meter weit weg, um ihn in Schutz vor Konkurrenten in Ruhe zu sich zu nehmen.

Wie die Regenwürmer sind viele Insekten an der Umlagerung, Durchmischung und Durchlüftung des Erdreichs beteiligt. Dies fördert die «Atmung» des Bodens und die Wurzelbildung der Pflanzen. Indem sie organische Substanzen zersetzen, tragen Insekten aber auch direkt zur Humusbildung und zur Fruchtbarkeit des Bodens bei.

Ohne Insekten würden wir ziemlich nackt dastehen. Das bezieht sich nicht allein auf die Seide, die von einem Insekt produziert wird. Ohne die aktive Mitwirkung von Insekten könnte auch die Baumwollpflanze nicht gedeihen. Dasselbe gilt zudem für Lederwaren, denn die Tiere, aus deren Haut wir das Leder gewinnen, sind auf Futterpflanzen angewiesen – und diese wiederum auf die Arbeit von Insekten.

Insekten helfen der Industrie bei der Chemieproduktion: Die schmierige Haut der Schmier- und Mehlläuse wird für die Wachsproduktion verwendet und Deckelschildläuse liefern Harz. Besonders bekannt ist die Schildlaus Laccifer lacca. Der aus ihr gewonnene „Schellack“ haftet an vielen Oberflächen, hat eine gute thermische Plastizität und geringe Empfindlichkeit gegen viele Lösemittel und ist biologisch abbaubar. Das Produkt wird heute weltweit in vielen Formen zum Isolieren, Vergällen und Versiegeln eingesetzt: elektrische Geräte, Schuhcremes, Haarsprays, Nagellack, Bodenpolituren, Druckfarben usw.

Die meisten gesundheitsfördernden Pflanzen kommen ohne die Bestäubung durch Insekten nicht aus, zum Beispiel Baldrian, Lavendel, Melisse, Eukalyptus, Kamille, Johanniskraut und Salbei. Der weltweite Markt für Heilpflanzen wächst seit Jahren mit ca. zehn Prozent und beträgt heute rund 100 Milliarden US-Dollar. Aufgrund des Auftretens von multi-resistenten Keimen, für die die Medizin keine sichere Behandlung hat, gewann die Madentherapie in den letzten Jahren wieder an Bedeutung. Auch Bienengift wird bereits seit 1930 in der Medizin erfolgreich gegen Arthritis eingesetzt.

Motten können bis zu 100 mal feiner als wir Menschen riechen, Ameisen können ein mehrfaches ihres Körpergewichtes tragen, Mücken trotzen mühelos der Kraft von grossen Regentropfen und Käfer orientieren sich zuverlässig ohne elektronisches Navigationssystem an den Sternen. Warum leuchten Glühwürmchen, wie schaffen es Springschwänze luftdurchlässig und gleichzeitig gegen Reibung robust zu sein und wie leben Ameisen in Gemeinschaften mit bis zu 800.000 Individuen friedlich zusammen? Insekten sind interessante Tiere, von deren Erforschung wir viel lernen können.

WAS IST DER WERT EINZELNER INSEKTEN?

Jedes Insekt hat eine wichtige Rolle. Wie kann man sich aber auch präventiv gegen diese schützen?

INSEKTEN SIND DRAMATISCH BEDROHT

INSETKENSTERBEN?

Der Insektenbestand vermindert sich stetig dramatisch. Wir Menschen nehmen den Insekten ihren natürlichen Lebensraum weg, indem wir durch unser Wachstum immer mehr Platz beanspruchen. Zusätzlich töten wir die kleinen Tiere mit Insektenbekämpfungsmitteln und belasten die Bestände gleich mehrfach. So sind schon über 30% der Insektenarten in ihrem Bestand gefährdet. Knapp 5% gelten als ausgestorben. Naturschutzorganisationen zählten in Teilen von Deutschland 80% weniger Insekten als noch vor etwa 30 Jahren. Vergleichbare Entwicklungen finden sich in Österreich und der Schweiz.

3 Hauptgründe

Klimawandel

Klimawandel

Durch den Klimawandel sind die Lebensräume vieler Insekten bedroht und Nahrungsketten können zusammenbrechen.

Wachstum Weltbevölkerung

Wachstum Weltbevölkerung

Die Weltbevölkerung wächst – und damit auch die Flächen, die die Menschen für sich als Lebensraum beanspruchen. Versiegelt werden auch (natürliche) Lebensräume, die bisher als Biotope für Insekten und andere Lebewesen dienten.

Landwirtschaft

Landwirtschaft

Auch die Produktion von Lebensmitteln braucht Fläche. So reduziert z.B. die industrielle Landwirtschaft die Artenvielfalt, denn in ihren Monokulturen finden bestäubende Insekten kaum Nahrung. Auch die Insektizide, die privat und in der Landwirtschaft ausgebracht werden, tragen wesentlich zum Insektenrückgang bei. Wenn wir heute ein Artensterben beobachten, so ist dies das Ergebnis unseres Handelns vor einigen Jahren, denn es tritt mit Verzögerung ein. Weil die Umweltbelastung weitergeht, werden die Insektenzahlen und -arten wohl noch weiter abnehmen.

JEDE:R KANN ETWAS FÜR INSEKTEN TUN

Insekten sind überlebenswichtig. Wir brauchen Ihre Hilfe! Lesen Sie unsere Tipps und retten Sie wertvolle Insekten.

Im Haus

Insekten verirren sich schnell ins Haus, am besten ist es das Haus unattraktiv für diese zu lassen.

Das geht mit etwas Geduld, einem Glas oder speziellen Lebendfallen, z.B. mit dem Dr. Reckhaus Insektenretter

So kommen die Insekten erst gar nicht ins Haus.

Insekten werden von Licht angezogen, je heller desto grösser die Lockwirkung. Daher am besten warmweiße LED-Lampen wählen und keine Gartenbeleuchtung im Dunkeln verwenden.

Nur bei Notwendigkeit anwenden, nur insektizid freie Produkte verwenden. Beim Kauf auf das INSECT-RESPECT Gütesiegel achten.

  • durchgehendes Nektar- und Pollenangebot von Frühling bis Herbst
  • nur heimisches Samen- und Pflanzgut verwenden

a. Blumenwiesen

  • Im Herbst für das nächste Jahr aussähen, Boden umgraben
  • Spezielle regionale Wildblumenmischungen für Insekten verwenden
  • Gräser jäten, da diese die Wildblumen sonst überwuchern

b. Pionier-/Trockenflächen

  • Damit sind Trockenflächen, Rohböden, kleine Steinhaufen, Steinwände und Flachwasserzonen gemeint
  • Sie bieten einen guten Lebensraum für Amphibien, Vögel und Insekten wie z.B.Erdhummeln

c. Wildstaudenbeete

  • Wildstauden, keine gezüchteten Sorten verwenden
  • Im ersten Jahr regelmässig wässern und jäten
  • Kann auch auf kleinen Flächen und nährstoffarmen Böden angelegt werden

d. Heil- und Gewürzkräuterbeete

  • Kräuter sind sehr nektarreich
  • Blühen das ganze Jahr von März bis Oktober

e. Hecken aus Laubgehölzen

  • Aus heimischen Pflanzen
  • Filtern Lärm und Emissionen, bieten Lebensraum für Insekten- und
  • Vogelarten
  • Tragen Früchte, die für die heimische Tierwelt eine wichtige Nahrungsquelle darstellen

f. Balkon-, Terrassen- und Kübelpflanzen

  • Fassaden begrünen mit Kletter- und Schlingpflanzen
  • Wildblumenmischungen im Balkonkasten
  • Miniteich im Kübel anlegen

g. Flachdachbegrünungen

  • Speichern bis zu 80% des Regenwassers
  • Lärmschützend und temperaturausgleichend
  • Lebensraum für Insekten

h. Fassadenbegrünungen

  • Lärm- und hitzedämmend
  • Nahrungsquelle und Nistplätze für Vögel und Insekten
  • Ästhetisch ansprechend

i. Die richtigen Pflanzen

Studien der Justus-Liebig-Universität Gießen zeigen: Vier Pflanzenarten werden von rund 80% aller Wildbienen- oder Schwebfliegenarten ange- flogen. Diese sind:

  • Rainfarn Phazelie (Phacelia tanacetifolia)
  • Färberkamille (Anthemis tinctoria)
  • Weisser Gänsefuss (Chenopodium album)
  • Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium)

a. Asthaufen, Holzstapel, Wurzelstöcke, Holzschnitzelwege

  • Heim für sehr viele Insektenarten und Eidechsen
  • Im Idealfall Äste von Laubbäumen verwenden
  • Von Wildblumenwiese oder Beerensträuchern überwuchern lassen
  • Ameisen und Käferlarven beschleunigen die Zersetzung
  • Wildbienen und Wespen bauen hier ihre Nester

b. Steinhaufen, Steinlinsen, Trockenmauern

  • Lebensraum und Winterquartier vieler Insekten, Reptilien und Amphibien
  • Aus mittelgrossen Feldsteinen in einer Mulde anlegen
  • Auf guten Wasserabfluss achten

c. Laubhaufen

  • Bietet vielen Insekten, aber auch anderen Tieren eine Möglichkeit zu überwintern, da diese sonst erfrieren würden

d. Komposthaufen

  • Die Wärme, die bei der Zersetzung des Komposts entsteht, bietet einigen Tieren einen idealen Eiablageplatz
  • Paradies für Regenwürmer, Fliegen und Käfer

e. Teiche, Tümpel (fischfrei!)

  • Lebensraum für Libellen, Wasserquelle für Insekten
  • Zusätzlicher Lebensraum für Frosch- und Krötenarten
  • Nicht alles auf einmal mähen
  • Schnitthöhe mindestens 7cm, besser 10-12cm
  • Messerbalken-Mähwerke schädigen halb so viele Insekten wie Rotationsmähwerke
  • Randstreifen stehen lassen
  • Nahrung für Vögel
  • Überwinterungsmöglichkeit für Nützlinge
  • Wilde Wiesen im Garten sind ein grosses Nahrungsangebot für Insekten
  • Wildkräuter können auch das eigene Essen verfeinern
  • Am besten selbst bauen
  • Verschiedene Insekten haben ganz unterschiedliche Ansprüche an ihre Brutstätte
  • Unterschiedliche Materialien und Lochgrössen anbieten
  • Pestizide töten nicht nur unerwünschte Insekten sondern auch nützliche
  • Um unerwünschte zu vertreiben gibt es viele bewährte, natürliche Mittel
  • Handelsübliche Blumenerde besteht zu grossen Teilen aus Torf
  • Torf kommt aus Mooren, die einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten darstellen
  • Um Moore zu erhalten auf torffreie Alternativen zurückgreifen

Im Garten

Insekten mögen es heimisch, bunt, abwechslungs- und artenreich.

Und das kann man sonst noch machen

  • Es gibt viele Hinweise darauf, dass der Insektenschlag durch den Verkehr sich negativ auf die Insektenpopulation auswirkt
  • Je nach Land werden zwischen 0,5 und 80 Insekten pro gefahrenen Kilometer getötet
  • Grosse Lebensräume neben Strassen senken die Mortalität von Schmetterlingen und Bienen
  • Sich informieren, Info Veranstaltungen besuchen
  • Freunden und Familie vom Wert der Insekten und vom Artensterben erzählen und Informationen auf Social Media teilen
  • Regional, saisonal und ökologisch (keine gespritzten Produkte)
  • Honig direkt beim Imker kaufen (biologisch)
  • Obst und Gemüse direkt auf dem Wochenmarkt kaufen
  • 83% der landwirtschaftlich genutzten Flächen werden für Tierhaltung & Futtermittel-Anbau genutzt, dadurch:
  • Abholzung von Wäldern, die wichtig für die Artenvielfalt sind
  • Ackerflächen statt wilden Wiesen
  • Auf Bio-Siegel achten, die Tiere haben mehr Platz, Stroh im Stall und Weideflächen für den Auslauf – diese kommen auch Insekten zugute
  • Zudem wird das Futtermittel ebenfalls ökologisch angebaut, auf Pestizide oder Gentechnik wird verzichtet, was weniger Insekten tötet
  • Bei Naturschutzmassnahmen in örtlichen Vereinen anpacken
  • Umweltbildung in der Region unterstützen
  • Demonstrationen organisieren oder mitgestalten
  • Petitionen starten oder unterschreiben

WARUM JEDE FLIEGE ZÄHLT

Das Buch beleuchtet das ambivalente Verhältnis zwischen Menschen und Insekten: Empfinden wir die Tiere eher als nützlich oder schädlich? Welchen Platz nehmen sie in der Welt und für die Vielfalt der Arten und Ökosysteme (Biodiversität) ein? Wie wirken sich Klimawandel und Bevölkerungsentwicklung aus: Wird die Zahl der Insekten zunehmen oder abnehmen?

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